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Imkertehmen 2024
04.02.2024 21:22

Bienen im Frühjahr mit Schied einengen

Wenn man in Dadant-Beuten mit angepasstem Brutraum imkert, haben es die Bienen im Frühjahr wärmer und pflegen ihre Brut besser.

Imkermeisterin Adelheid Maria Klein erklärt, wie man im Frühjahr im angepassten Brutraum mit Schied imkert. Das Ziel: Ein kompakteres Brutnest und somit mehr und gesündere Bienen. Ausserdem rät sie bei einem hohen Varroabefall zu einer Varroa-Behandlung im Frühjahr und im Brutraum mit Futterwaben zu erweitern.

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Bienen im Frühjahr: Unterschiedliche Entwicklung

Bienenvölker sind im März meist sehr unterschiedlich in ihrer Entwicklung. An kalten Standorten, wie im Wald bei viel Schatten oder in Höhenlagen, beginnen sie oft erst Anfang März zu brüten. An windgeschützten, warmen Plätzen brüten sie dagegen, wie auch in diesem Winter, bereits seit Anfang Januar. So habe ich bei der ersten Futterkontrolle im Februar bereits einzelne Völker mit handtellergross verdeckelter Brut auf zwei Waben gesehen.

Erste Diagnose am Bodenschieber

Wenn im März die Bienen ausfliegen, freue ich mich, einen kurzen Blick in die Beuten zu werfen (max. zwei Minuten pro Volk). Am besten geht es bei Sonnenschein und mehr als zwölf Grad.

Zuerst betrachte ich das Gemüll auf dem Bodenschieber. Dort sehe ich, wo die Bienen sitzen und wie gross das Nest ist. Bei den „Sorgenkindern“ liegen innen auf dem Boden oder -gitter viele tote Bienen, die sie nicht selbst rausschaffen konnten. Tragen Sammlerinnen Pollen ein, brütet das Volk schon und ist meist stark. Hier schliesse ich den Bodenschieber, so haben die Bienen es warm und können nach unten durchbrüten.

Wie stark sind die Völker? Unterschiedlich schieden

Nach dem Check am Flugloch öffne ich die Beuten. Dabei beurteile ich die Völker und imkere sie unterschiedlich.

Starke Völker: Die meisten Völker sitzen jetzt auf vier bis fünf Dadant-Brutwaben mit Schied, daneben hängen noch Futterwaben. Insgesamt sind es also acht bis zehn Waben. Bei der Winterbehandlung habe ich bereits ein oder zwei Schiede links und rechts der Winterkugel gesetzt – falls nicht, mache ich es jetzt. Ein Vorteil an Dadant ist, dass ich im Brutraum genug Platz habe und die Waben in der Zarge verschieben kann, wenn sie nicht voll ist. So muss ich die Waben nicht einzeln ziehen, sondern sehe schon von oben, wo das Brutnest beginnt. Neben der ersten Brutwabe platziere ich das erste Schied. Dann rücke ich gleich drei oder vier Waben auf einmal an das Schied heran, so entweicht nicht zu viel Wärme. Nach der letzten Brutwabe setze ich das zweite Schied. Je nach Wettervorhersage, muss noch Futter ins Brutnest. Dabei schaue ich, ob noch genug Futter auf den Brutwaben ist. Bei Völkern, die im Herbst noch lange gebrütet haben, sind nur noch kleinere Futterkränze zu finden. Je nach Wetterprognose rücke ich hier eine volle Futterwabe ans Brutnest, damit die Bienen in das Futter „hineinbrüten“ können. Kommt eine längere Kälteperiode, gebe ich links und rechts eine volle Wabe. Bleibt es warm, reicht es, wenn das Futter hinter dem Schied hängt.

Mittelstarke Völker: Hat ein Volk kaum Brut, sind die Brutwaben noch halb voll mit Futter. Hier setze ich das Schied neben die Brut, je nach Volksstärke auch auf mindestens vier bis fünf Waben. So können die Bienen auch nachts in der Kälte eine Bienenkugel bilden.

Schwache Völker: Völker, die nur auf zwei bis drei Waben sitzen, kommen zusammen mit einem zweiten Schwächling in eine Doppelbeute mit bienendichtem Trennschied in der Mitte. Die Brutwaben hänge ich jeweils in die Mitte ans Trennschied. Es folgen eine Futterwabe, ein Schied und eine weitere Futterwabe als Reserve. In einer 12er-Dadant-Beute haben mit dem Trennschied zwei mal fünf Waben plus Schied Platz. Sind die Völker zu klein für eine eigenständige Entwicklung, sollte man sie mit anderen schwachen Völkern vereinigen. Also einfach zwei – oder mehrere – Völker in eine Beute stecken. Diese Bienen entscheiden sich dann für eine Königin – wohl die beste – und entwickeln sich als ein Volk besser und schneller, als wenn man sie einzeln päppeln würde.

Oft wird geraten, schwache Völker auf starke aufzusetzen. Das macht für mich keinen Sinn. Denn schwache Völker sind nicht umsonst schwach und haben oft Krankheiten. Die starken Völker will ich damit nicht belasten.

Dieses Volk wurde im Februar mit zwei Schieden (blaue Linien) auf vier Waben angepasst. Bisher saß das Nest auf der gesamten Breite (blauer Kreis). Dank dem Schied sitzen die Bienen später kompakt auf den vier Waben.

Das gleiche Volk Anfang März: Mittig sind die beiden Brutwaben, links und rechts jeweils eine Futterwabe.

Dieses Volk hat Anfang März noch keine Brut und hat daher einen lockeren Bienensitz. man sollte es nun auch auf 4-5 Waben schieden.

Bei dieser Futterwabe haben die Bienen schon den Grossteil verbraucht. Man kann sie nun außen ans Schied hängen.


Die Völker explodieren im Frühjahr – dank Schied

Seit ich die Bienen früh stark einenge, haben wir zu Trachtbeginn viel stärkere Völker. Ab einem gewissen Punkt „explodieren“ sie regelrecht. Woher kommt das? Die meisten brüten auf der Sonnenseite der Beute, da es hier wärmer ist. Dabei verteilen sie ihr Brutnest auf viele Waben mit einer jeweils kleinen Fläche. Erst später breiten sie sich nach hinten aus. Durch das Setzen des Schiedes erreiche ich zwei Veränderungen:

  • Die Bienen brüten auf dieser begrenzten Fläche mehr nach hinten in das Futter hinein.
  • Die Bienen legen keine übermässig grossen Pollenflächen an.

Dadurch ist das Brutnest kompakter, und die Bienen müssen weniger heizen. Sie sitzen nun auf vier bis fünf Waben. Lasse ich den Bienen den ganzen Raum, sitzen sie vor allem auf der Sonnenseite und besetzen im Frühling höchstens die vordere Hälfte der Wabe. Dadurch hat die Bienentraube mehr Aussenfläche und muss mehr heizen. Solange die Bienen keine Brut haben, sitzen sie an warmen Tagen auch locker hinter dem Schied. Haben sie Brut, sind hinter dem Schied weniger Bienen. Beim ersten Blick in die Beute kann ich daher schnell erkennen, wie weit das Brutnest reicht bzw. entwickelt ist. So kann ich einfach eine Futterwabe ans Nest rücken, bevor eine Kälteperiode mit Temperaturen unter vier Grad kommt. Bei über sechs Grad holen die Bienen das Futter auch hinter dem Schied ins Nest. 

Schnürt ein Schied das Brutnest ein?

Ist der März durchgehend warm, besteht auch nicht die Gefahr, dass die Bienen keinen Platz zum Brüten haben. Wenn ich das Schied zu eng gesetzt habe und die Völker sich schneller entwickeln als gedacht, legt die Königin auch auf der Wabe hinter dem Schied ihre Eier. Dann ziehe ich bei der nächsten Kontrolle die Wabe einfach ans Nest und setze das Schied weiter nach aussen. 

Varroa im Auge behalten

Im Frühling ist es wichtig, dass die Völker mit möglichst wenig Milben in die Saison starten. Deshalb kontrolliere ich jetzt noch einmal eine Woche lang den natürlichen Milbenfall und schreibe ihn auf die Stockkarte. Völker mit mehr als 0,4 Milben pro Tag werden markiert. Sie müssen vor dem Aufsetzen der Honigräume noch behandelt werden. Geeignet ist das Mittel VarroMed. Es ist auch für solch eine Behandlung im Frühling zugelassen. Maximal 10 – 15 Milliliter pro Behandlung verwende ich. Dabei muss das Volk eng sitzen, was am Ehesten in den frühen Morgenstunden gegeben ist. Ich warte mit der Behandlung allerdings so lange, bis mindestens die erste grössere Generation an neuen Bienen geschlüpft ist. Zudem sollten die Bienen die nächsten Tage fliegen können, um die Säurekristalle wieder rauszutragen. Um die Völker jetzt etwas zu entlasten, beträufle ich sie leicht mit warmem Honigwasser (nur eigener Honig!). Das regt den Putztrieb an, und ich muss bei der Kontrolle weniger rauchen, da die Bienen beschäftigt sind. 

Mit Futterwaben statt Mittelwänden erweitern

Ist das Volk weiselrichtig auf mindestens vier bis fünf bienenbesetzten Waben mit genug Futter am Nest und sind die Temperaturen so, dass die Bienen auch an Futter ausserhalb des Schiedes kommen, wird die Beute im März nicht mehr geöffnet. Steigen die Temperaturen auf über 20Grad, sollte man die Völker erneut kontrollieren und eventuell erweitern. Dazu nimmt man im Frühling Futterwaben und schiebt sie seitlich ans Brutnest. Mittelwände gebe ich im Frühling nur in die Honigräume, die Erfahrung hat gezeigt, dass die Völker dann viel stärker werden. 

Völker ohne Königin vereinigen oder abfegen

Hat ein Volk keine Königin, erkenne ich das an einem lauteren Ton. Im März haben diese Völker meist noch keine Brut. Über Zeitungspapier (mit dem Stockmeissel ein paar Luftlöcher hineinpiksen) kann ich das weisellose Volk einem Schwächling aufsetzen und sie so gefahrlos vereinigen. Ist bereits Buckelbrut vorhanden, muss ich es an einem sonnigen Tag in einiger Entfernung vom Bienenstand abkehren. Die Drohnenmütterchen bleiben dann dort zurück, und die Bienen betteln sich am Stand bei anderen Völkern ein.

Quelle: bienen & natur; Adelheid Maria Klein

Tags: betrieb